Title - Die Geschichte von Otto Lais
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Auszug aus "Erlebnisse badischer Frontsoldaten, Band 1: Maschinengewehre im Eisernen Regiment (8. Badisches Infanterie-Regiment Nr.169)" von Otto Lais (G. Braun, Karlsruhe 1935), freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Verlag G. Braun GmbH.

Sketch, 9k

Ich danke Herr Dr Niemeyer des Wehrgeschichtlichen Museums, Rastatt für das Holen dieser Geschichte zu meiner Aufmerksamkeit.


"Stellungskämpfe im Artois" hieß es damals im Heeresbericht, steht heute in den Stammrollen und Ranglistenauszügen der alten Soldaten. Am 22. Juni verschwand der Begriff "Stellungskämpfe" aus dem Heeresbericht über das Artois. Die Zeitungen schrieben in Fettdruck:

"Die Schlacht an der Somme."

Es gibt ein altes lateinisches Sprichwort: "Ora et labora"! Auf deutsch heißts "Bete und arbeite". "Schimpfe und arbeite" war unsere Grabenlosung in den Stellungen vor Bapaume im Artois! Diese Losung bezog sich auf das "ewige" Schanzen, auf das Drahtverhauziehen, auf den nicht endenwollenden Unterstandsbau. Geflucht, geschimpft, gestöhnt wurde beim nächtlichen Schleppen der Drahtrollen, der spanischen Reiter, der Rahmenhölzer und all der anderen "geschätzten" Dinge im Leben eines Infanteristen.

Ganz besonderer "Beliebtheit" bei uns Infanteristen erfreute sich der Schlepp der Zentnerminen. Wir haben das Gefühl, daß an der ganzen Westfront nicht so geschuftet, gebuddelt und gegraben wird, wie bei uns.

Der Divisionskommandeur kontrolliert alles selbst! Exzellenz hat nach unserer "maßgeblichen" Muskotenmeinung halt den "Schanzfimmel".

Der zweite, der dritte, der xte Graben erhält tiefe und tiefste Unterstände. Dreizig, vierzig und fünfzig Stufen tief gehts hinunter. Aus den Pionierdepots werden behauene Baumstämme, Balken u. T-Träger, Säcke mit Winkeleisen und Gerüstklammern nach vorne geschleppt. Die Eingänge der Deckungen, die Unterstandsnischen werden verstärkt, versteift. Sogar einige der Laufgräben, der L3, der L5 und der berüchtigte und gefürchtete L6 erhalten in ihren rückliegenden Abschnitten Unterstände und Depots. Unser "Divisioner", unsere geliebte "kleine Exzellenz" (er ist von kleiner Statur) inspizierte oft täglich, kam bei Wind und Wetter und "dicker" Luft! Meist ohne Begleitung, angetan mit unansehnlicher Windjacke, ging er durch die Gräben, stieg hinab in die Unterstände, kletterte über Verschüttungen, zwang sich des Nachts durch Drahtverhaugassen, war hier, war dort, war überall. Seine besonderen Sympathien galten seinen Maschinengewehrschützen und er machte uns immer die besondere Freude, daß wir ihm die blitzsaubere Waffe zeigen und vorführen durften. Er machte nie etwas aus sich, aus der Leistung seiner Division, der Generalleutnant von Borries, ebenso wie sein Lieblingsregiment 169 nie Aufhebens um sich u. seine Erfolge machte.

So entstand auf der sanften Anhöhe von Serre, links und rechts der Straße Bapaume - Puisieux - Serre - Mailly - Albert eine genial gegliederte Infanteriefestung.

Unter Schimpfen verstummt, als der Gegner sich in aller Seelenruhe einschießt, als wir wissen, daß es bald "losgeht".

Am 24. Juni bricht die Hölle über uns herein. Die unvorstellbare Raserei eines ununterbrochenen achttägigen Trommelfeuers aller Kaliber liegt auf den Gräben der Infanterie, auf den Geschützständen der Artillerie.

Auf über fünfzig Kilometer Breite versinken die sanften Anhöhen an der Somme und dem Ancreflüßchen hinter dem braunen Vorhang der Millionen von Granateinschlägen.

Wir, deren Unterstände nicht zerquetscht wurden, hockten alarmbereit unten, atmeten ob des Rauchs, des Staubs, der Einschläge, keuchend und mühsam und glaubten am dritten Tage ob des keine Sekunde aussetzenden Gedröhns, Rollens, Krachens und Berstens, über dem Wanken und Zittern der Erde an der glatten Wand hochgehen zu müssen. Am sechsten und siebten Tage scheint sich die Raserei zu steigern, die Unterstandseingänge sind meist zugehauen und lassen, wo es noch "gut" ging, Raum zum Durchkriechen; die Nerven der Besatzungen sind abgestumpft, eine dumpfe Wut sitzt in den gemarterten Gehirnen und Seelen der überlebenden Verteidiger, ein Gedanke beherrscht alle: "Wann kommen sie endlich"!

Nach einer grausigen Nacht, nach dem Inferno eines Tagesanbruchs "kommen sie". - Endlich! - eine Erlösung - daß der Gegner zum Angriff übergeht.

Strahlend geht die Sonne auf. Es ist der 1. Juli 1916. In der Pracht dieses Sommertags treten die englischen Kolonnen zum Sturm an. Sie haben den sicheren Glauben, daß ihr achttägiges Trommelfeuer, genau berechnet auf jeden Quadratmeter Erde, jedes Atom von Leben in unserer Stellung zertrümmert habe.

Das Artilleriefeuer des Gegners verlegt sich schlagartig auf die rückwärtigen Stellungen, auf das Dorfgelände Serre, auf die Anmarschstraßen und Dörfer des Hinterlandes.

250 bis 400 Meter von unsern zerstörten Gräben weg treten sie an zum Sturm!

Sie kommen in Marschkolonnen, in dichten, gedrängten Sturmreihen, dahinter gestaffelt die Bereitschaften, die indischen Lanzenreiter, die den englischen Durchbruch am Flügel der Angriffsfront zu einer vernichtenden Niederlage unsrer Mitte gestalten sollen. Die englische Infanterie hat die Gewehre um den Hals, über die Schulter gehängt, bereit zum Spaziergang nach Bapaume, nach Cambrai, nach dem Rhein!

Der Gedanke, daß bei uns noch Leben oder gar Widerstand (nach diesen 8 Tagen) sein könne, erscheint ihnen absurd!

Da aber kriecht es heraus aus halbzerquetschten Unterständen, da zwängt es sich durch zerschossene Stollen, durch verschüttete Unterstandseingänge, durch gebrochene, zersplitterte Rahmenhölzer, da erhebt es sich zwischen Toten und Sterbenden und ruft und schreit: raus! raus! Alarm!

"Sie kommen." Aus den Trichtern erheben sich die Alarmposten, die während des Trommelfeuers draußen sein mußten. Zentimeterdick liegen Staub und Dreck auf Gesicht und Uniform. Gellend klingt ihr Alarmruf in die schmalen Löcher, die den Unterstandseingang darstellen. "Raus...raus...sie kommen!" Da hetzt "es" nach oben und wirft sich in Granatlöcher und Minentrichter; da haut es sich, an den Trichterrand in Anschlag; da kommen sie über Deckung vorgehastet aus ehemaligem zweiten and dritten Graben und schieben sich in der vorderste Verteidigungslinie ein, Handgranaten kistenweise von Trichter zu Trichter schleppend.

Allen sitzt ein Würgen in der Kehle, ein Druck, der zu einem befreienden Brüllen, zu dem Kampfruf wird "sie kommen, sie kommen"! Endlich Kampf! Endlich bereit von dem Alp dieses achttägigen Trommelfeuers, endlich sich diese achttägige Qual vom Herzen schießen können, nicht mehr wie die Maus in der Falle, im eingedrückten Unterstand hocken müssen.

Nicht mehr spüren wir den dumpfen Schlag der nach unten krepierenden Unterstandsknakker (ein Schlag, der einem Hammerschlag auf den behelmten Schädel gleicht).

Wir müssen keine Männer mehr beruhigen, festhalten, festbinden, die über diesem Hämmern, Dröhnen und Splittern, über ihrer Atemnot und dem Rucken und Wanken der Unterstandswände fast den Verstand verlieren und schreiend mit flatternden Gliedern nach oben wollen, raus aus dem Loch und der Mausefalle, hinauf ins Freie, in die Landschaft - eine Landschaft aus Lohe und Eisen - eine Landschaft des Irrsinns und des Todes.

Sperrfeuer anfordern!!

Rote Leuchtkugeln steigen hoch und verlöschen im Absinken gen Boden. Massenhaft stehen die grünen und roten Vernichtungsfeuer- und Sperrfeuerzeichen in der Luft!

Du lieber Himmel! Das deutsche Sperrfeuer!

Hinter uns in den Artilleriestellungen liegen die Geschütze zertrümmert, mit den Rädern nach oben, mit den Rohren im Dreck.

Am Standort der Geschützstände gähnen die Riesentrichter der Einschläge der englischen Langrohre.

Die Bedienungen sind meist tot, liegen verschüttet in Stollen und Bunkern. Auf den Kolonnenwegen, die zu den Batteriestellungen führen, liegen die zusammengeschossenen Munitionskolonnen, liegen zerschmetterte Protzen, verstreute Kartuschen und Granaten, tote Fahrer, aufgerissene, durch Volltreffer und Nahtreffer zersetzte Pferdeleiber.

Unser Sperrfeuer ist zum Weinen dünn; Geschützreserven sind keine da.

Der Sommer 1916, die Zeit des großen Geschützmangels.

So lag denn am 1. Juli 1916 nahezu Alles bei uns und auf uns - der Infanterie!

Es schoß, es peitschte, es knallte wild in die Massen des Gegners, über uns fauchte, zischte und rauschte es wie Sturm, wie Orkan; die Bahnen der auf die wenige, tapfer schießende Artillerie, auf die Bereitschaften, auf das Hintergelände niederbrechenden englischen Granaten.

In all diesem Rauschen, diesem Rumpeln, Grollen und Bersten, diesem Gepeitsche und wilden Geknalle der Infanterieknarren steht schwer und ruhig das harte regelmäßige Takken unserer Maschinengewehre; - tack-tack-tack-tack-....Das eine langsamer, das andere schneller in Rhythmus! - Präzisionsarbeit in Material und Handhabung! - Eine grausige Melodie dem Gegner, dem eigenen Infanteriekameraden, dem Muskoten, ein hohes Maß von Sicherheit und innerer Ruhe gebend.

Die Maschinengewehrschützen, die in ruhigen Stellungen gerne gefrozzelt wurden und - beneidet wurden (verschont vom Minenschleppen!) stehen "Hoch im Kurs"!

Eine Gurt nach dem andern wird durchgejagt! 250 Schuß - 1000 Schuß - 3000 Schuß.

Reserveläufe nach oben, schreit der Gewehrführer. Das Gewehr macht Laufwechsel - Weiterschießen - ! 5000 Schuß - Das Gewehr muß abermals Laufwechsel machen. Der Lauf ist glühheiß, das Kühlwasser kocht - die Hände der am Gewehr arbeitenden Schützen sind halb versengt, verbrüht.

Weiterschießen, drängt der Gewehrführer oder schießt selbst!

Das Kühlwasser im Gewehrmantel siedet, verdampft bei der rasenden Schießerei. In der Hitze des Kampfes rutscht der Dampfabteilungsschlauch aus der Oeffnung des Wasserkessels, in dem er sich wieder niederschlagen soll. Zischend spritzt eine hohe Dampffontäne auf, ein herrliches Ziel für den Gegner. Es ist ein enziges Glück für uns, daß denen die Sonne ins Gesicht scheint und daß wir sie im Rücken haben.

Hätte der Gegner schon an der Somme 1916 Nahkampfgeschütze eingesetzt, wie 1917 und 1918 auf beiden Seiten üblich, wäre die Situation für uns kritisch geworden.

Der Gegner kommt näher ran; wir schießen unaufhörlich weiter! Der Dampf wird schwächer, erneuter Laufwechsel wird dringlich! Das Kühlwasser ist nahezu verdampft. Wo ist wasser, brüllt der Richtschütze. Holt Selters (eiserne Ration des Unterstandes) unten im Stollen.

"Nichts mehr da, Herr Unteroffizier"! - Sämtliche eiserne Rationen wurden in den 8 Trommelfeuertagen verbraucht.

Immer noch rennen die Engländer an; trotzdem sie schon zu hunderten niedergeschossen vor unsern Trichtern liegen, fluten immer neue Wellen drüben aus den Sturmausgangsstellungen.

Wir müßen schießen!

Ein Schütze greift den Wasserkessel, springt runter in den Trichter und schlägt sein Wasser ab. Ein zweiter pißt ebenfalls in den Wasserkessel - schnell auffüllen - !

Schon sind die Engländer in Handgranaten wurfweite; Handgranaten fliegen herüber und hinüber. Der Laufwechsel ist vollzogen, der Gewehrmantel gefüllt. - Laden! Handgranaten, Gewehrgranaten krepieren hart vor dem Gewehr. - Bloß nicht unruhig werden und das Laden verheddern! Laut vorsagen, langsam und deutlich sich selbst sagen: "Vor - ruck - zuck!" (Schloßhebel vorschlagen - Gurt anrucken - Schloßhebel zurückwerfen) - desselbe nochmal! Sicherungsflügel nach rechts! - "Durchdrücken"! ....tack-tack-tack-tack....rasendes Dauerfeuer schlägt erneut in die Lehmgelben vor uns!

Hohe Dampfsäulen stehen bei fast allen Maschinengewehren. Die Dampfschläuche der meisten Gewehre sind abgerissen, auch weggeschossen.

Den Schützen, den Gewehrführern hängt die Haut in Fetzen von den Fingern, die Hände sind verbrüht! Der linke Daumen wird durch das ständige Durchdrücken der Entsicherung ein geschwollenes, unförmiges Fleischbündel. Die Hände liegen wie im Krampf am die leicht schütternden Handhaben des Gewehrs.

Achtzehntausend Schuß!

Ladehemmung beim andern Gewehr des Zuges. Schütze Schw. fällt durch Kopfschuß und stürzt über den Gurt, den er zuführt. Der Gurt verschiebt sich, bringt die Patronen schräg in den Zuführer, wo sie sich verklemmen!

Der nächste Schütze ran! Der Tote wird beiseite gelegt.

Der Richtschütze nimmt den Zuführer heraus, entfernt die Patronen und lädt aufs neue.

Schießen, nichts als Schießen, Laufwechsel, Munition holen, Tote und Verwundete auf den Trichtergrund betten, das ist das harte und rasende Tempo des Vormittags des 1. Juli 1916.

Auf ganzer Divisionsbreite steht das harte, klare Tacken der Maschinengewehre.

Englands Jugend, Schottlands beste Regimenter, verbluteten vor Serre.

Das Gewehr, direkt an der Straße Serre-Mailly, geführt von dem tapferen Unteroffizier Koch aus Pforzheim, schießt den letzten Gurt durch! Zwanzigtausend Schuß hat er in die Engländer gejagt!


Nach anfänglicher Verwirrung und Panik ob des unerwarteten Widerstandes, nach entsetzlichen Blutverlusten ihrer dichten Angriffskolonnen, ordnen sich die Engländer. Zwei Stunden lang und noch länger brandet Welle auf Welle gegen uns an.

Mit unerhörter Zähigkeit rennen sie gegen unsere Trichter. In vorbildlicher Tapferkeit und Opferbereitschaft klettern sie über die Deckung ihrer Sturmausgangsstellung und haben sich verblutet, kaum daß sie unser zerschossenes Drahtverhau erreichten.

Zwanzig, dreizig Meter vor unsern Gewehren brechen die Tapfersten, die ersten und die letzten der Angriffswellen zusammen.

Die Nachfolgenden nehmen Deckung hinter ihren toten, stöhnenden und jammernden Kameraden. Viele hängen, auf den Tod verwundert, wimmernd in den Resten des Drahtverhaus, über den verbogenen Eisenpfählen der spanischen Reiter. Den kleinen Hang in und hinter den Resten des Drahtverhaus besetzen die Ueberlebenden und knallen aus ihren Rohren wie besessen, ohne groß zu zielen, auf uns. Sie bauen aus den Körpern toter Kameraden Deckungen um sich, und manch einer der Unsern fällt im Feuer. Wir schießen in die Drahtfetzen, in das am Boden sich windende Stacheldrahtgehänge. Die Geschoßgarben brechen sich am Draht und schlagen als unberechenbare Querschläge nach unten in den schützenden Hang. Bald erlischt auch hier die Feuertätigkeit des Gegners.

Neue Wellen tauchen drüben auf, erscheinen halb über Deckung und versinken wieder hinter den Brustwehren. Offiziere springen auf die Erdauswürfe und versuchen, ihre Mannschaften durch ihr Beispiel mitzureißen. Flachhelme erscheinen erneut und zahlreich, um sofort wieder zu verschwinden. Die Geschoßgarben der Infanterie und der Maschinengewehre spritzen drüben auf den Deckungen auf.

Die englische Führung bekommt keinen mehr aus dem Graben. Der Anblick des Angriffsgeländes nimmt dem Angreifer den Atem weg.

Der Angriff ist tot.

Unsere Verluste sind sehr schwer. Die Verluste des Gegners sind unvorstellbar. Vor unserm Divisionsabschnitt liegen die Engländer kompagnie- und bataillonsweise, in Reihen niedergemäht, weggefegt.

Das "Niemansland", das Zwischenfeld zwischen beiden Stellungen, ist ein einziger großer Jammer. Die Schlacht schweigt; sie scheint zu erstarren über soviel Elend und Unglück. Sanitäter eilen ins Vorfeld, irgendwo taucht eine englische Sanitätskolonne mit vielen Tragbahren und entfalteter Rote Kreuzfahne auf, ein seltener und erschütternder Anblick im Grabenkrieg.

Wo anfangen!? Nahezu auf jedem Quadratmeter wimmert es ihnen entgegen. Unsere Sanitäter, soweit sie nicht gebraucht werden, verbinden im Vorfeld und legen den Feind von eben behutsam in die Hände der Seinen.

Den englischen Bereitschaften erging es inzwischen nicht gut. Eng gedrängt, zwischen Sturmausgangsstellungen und vorgezogenen Kolonnen aller Art eingeklemmt, konnten sie sich bei Beginn der Katastrophe weder vorwärts noch rückwärts noch seitlich bewegen. Vom Schlitten aus schossen die Maschinengewehre, die höher lagen als der erste Graben, mit Visier 500 bis 700 ein exaktes Strichfeuer in die englischen Bereitschaften. In diesen Massen wirkte das bescheidene Vernichtungsfeuer der wenigen deutschen Geschütze verheerend. Irgendwo im Abschnitt schossen noch zwei Minenwerfer und ein behelfsmäßiger, von Pionieren gebauter Werfer, ein sogenannter Albrechtsmörser (Holzrohr mit dicken Drahtringen oder Stahlbänder umwickelt). Mit geringer Feuergeschwindigkeit, aber desto schlimmerer Wirkung, schickte dieser seine wackelnden, durch die Luft schaukelnden, mit hochexplosivem Sprengstoff, Eisen und dickem Glas gefüllten "Marmeladeeimer" in Richtung Hebuterne. Wo ein solcher Unhold 3 bis 4 Meter über dem Boden krepierte, hat es darnach grausig ausgesehen.

Bei unserm linken Anschlußregiment, das vor Beaumont liegt, gelingt dem Gegner der Einbruch bis zum dritten Graben.

Unsere Flanke ist bedroht.

Wenn der Gegner den Heidekopf besetzt, sieht es für uns im Tal mies aus.

Das Regiment 169, das den Nord- und Nordosthang des Heidekopfs zu seinem Kampfabschnitt zählt, schickt den Landwehrmännern Hilfe. Der kleine schneidige Leutnant Hoppe aus Magdeburg wirft mit einem einzigen Infanteriezug des dritten Bataillons im glänzenden Nahkampf die Engländer aus der Einbruchstelle hinaus. Die nachdrängenden englischen Reserven die heftig in das Loch einzudringen versuchen, geraten in das flankierende Feuer eines unserer Maschinengewehre das die Chance erkennt und Stellungswechsel hangaufwärts macht - Schnitter Tod - !

Auch hier müssen die englischen Soldaten reihenweise zu Boden.

Der Abend kommt.

Vor dem Abschnitt der 52. Infanteriedivision ist der Angriff des Gegners gescheitert.

Einige Kilometer weiter links, bei Ovillers-Contalmaison, bei la Boiselle, gelingt dem Gegner der Einbruch in die schlecht ausgebaute Stellung in ein bis zwei Kilometer Tiefe. Den Franzosen gelingt bei Péronne ein Einbruch von 3 bis 4 Kilometer Tiefe. Oertliche Erfolge, die sie in sechsmonatlichem Ringen um einige zwei bis vier Kilometer erweitern konnten - dazu dieser Aufwand an Material, dieses Menschenopfer!

Der englische-französiche Traum vom frischfröhlichen Bewegungskrieg, Marschrichtung Rhein, ist am Abend des 1. Juli ausgeträumt.

Was im Verlauf der weiteren sechs Monate Sommeschlacht von seiten der alliierten Kriegsführung geschieht, ist das grausamste und begabungsloseste Gemurkse, das sich je eine Heeresleitung leistete.

Die Stützpunkte Serre, Gommecourt, Beaumont-Hamel, die das Gelände bis Bapaume beherrschen, sind nach wie vor in unseren Händen.

Das 8. Badische Infanterieregiment 169 hat den Ruhm, eines der wenigen Regimenter zu sein, die am 1. Juli 1916 den Engländer nicht um Fußesbreite in ihren Abschnitt eindringen ließen.

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